Freitag, 5. Februar 2016

Gelesen im Januar

Woran kann man erkennen, dass der Februar mit Pauken und Trompeten losging? Wenn die Januar-Bücher erst am fünften kommen! Nach dem entspannten Lesestart ins Jahr ging es schon sehr schnell wieder los mit Uni, Zeitung (Fasching...) und viel zu wenig (Lese-) Zeit. Trotzdem schöne Sachen dabei:


Der Ruf des Kuckucks - Robert Galbraith
Ein guter Krimi, den ich in einem Rutsch an zwei Tage durchgelesen hatte. Der kleine Literaturwissenschaftler in mir hat lange Zeit über die Schulter mitgelesen, hat nach typischen Formulierung, dem Harry-Potter-Stil, Ausschau gehalten. Nach einer Weile konnte ich ohne den nervigen Knilch einfach nur noch die Geschichte genießen.
Ich mag ja Schilderungen von Beziehungen und fand die Passagen, in denen Cormoran und Robin privat sind auch immer sehr spannend. (Neulich erst fiel mir auf, dass sich im Harry-Potter-Universum Wissenschaft und Beziehung wohl auszuschließen scheinen, schließlich hat keiner der Professoren eine feste Partnerschaft, sondern nur die Elternfiguren.)
Die Geschichte ist ein klassischer Krimi. Ein Model stürzt aus dem Fenster und ihr Bruder glaubt nicht an die Selbstmord-Drogen-Variante. Er engagiert den kriegsversehrten Privatdetektiv Cormoran Strike, der mit spannender Familiensituation, gescheiterter Beziehung und der bezaubernden Kurzzeit-Sekretärin Robin und mit guter alter Detektivarbeit (Nachforschen, rumfragen und ermitteln) den Fall schließlich löst. Rechtschaffene, fleißige Menschen, die erfüllte Arbeit für ein mögliches Rieseneinkommen stellen sind ja nie schlecht als Hauptfiguren.
Die weiteren Teile sind gerade ganz oben auf der Anschaffungsliste.
Wurde bei Lady Himmelblau neulich auch rezensiert und ich fand mich in vielem wieder.

Der große Gatsby - F. Scott Fitzgerald
Eine Empfehlung von einem Kommilitonen, der es mir mit den Worten "Hab ehrlich kein Buch gelesen, dass Einsamkeit, Sehnsucht und Vermissen anschaulicher und schöner beschreibt." ans Herz gelegt hat. Tatsächlich sind die Passagen über Gatsby, über den Traum seine große Liebe zurückzugewinnen die Stellen, in denen das Buch meiner Meinung nach seine größte Qualität hat. Das erste Zusammentreffen der Beiden ist im besten Sinne erschütternd.
Ich darf an dieser Stelle zitieren: "Er hat die Hoffnung nie aufgegeben. Grandioser Charakter. Bis hin zur Selbstaufgabe; alles, was er ist, und alles, was er macht, tut er für sie. Sehr extreme Form der Liebe, aber ich finde die Vorstellung sehr beeindruckend. Und das er das Luftschloss so prächtig und groß und wunderschön baut, dass Daisy gar nicht die Chance hatte, seine Erwartungen zu erfüllen, das ist das Tragische."
Dem kann man nichts mehr hinzufügen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich zwischendurch mit der Gesamtstimmung haderte -  dieser seelenlosen, obszönen Welt der Reichen. Die Sinnlosigkeit, die sie in ihrem Leben spüren und nicht zu füllen vermögen, zieht sich durch das Buch und zumindest mich als Leser an mancher Stelle mit nach unten. Nichtsdestotrotz: "Verdientermaßen einer der bedeutendsten Romane der USA". Danke für die Empfehlung!

Wir Alphamädchen! - Meredith Haaf, Susanne Klinger, Barbara Streidl
Hier habe ich schonmal anklingen lassen, dass ich trotz inhaltlicher Zustimmung eigentlich eher enttäuscht war. Zum Einen lag das am sehr pauschalisierten Kindergartenstil: "Alle jungen Frauen wollen heute das Gleiche, nämlich: genausoviel verdienen wie Männer, die gleichen Aufstiegschancen, einen gleich großen Anteil an der Macht in unserem Land und nicht vor die Entscheidung ≫Kind oder Karriere≪ gestellt werden." Und zum zweiten am furchtbaren Wir: "Wir wollen aber auch nicht länger auf irgendwelchen Sockeln herumstehen. (...) Wir wollen kein Frauen-Ghetto (...) Wir Frauen von heute, wir Alphamädchen". Vielleicht gefällt das 14-Jährigen aber im Zweifelsfall fehlen mir (uns ;)) da Fußnoten und zumindest der Ansatz von wissenschaftlich-klarem Stil.
Inhaltlich wird unter den Punkten "Identität, Sex, Medien, Demografiedebatte, Macht" einmal ein Spaziergang durch die wichtigsten Themen unternommen. Von medialen Frauenbildern bis zur kurzen Geschichte des Feminismus, von Mutterschaft bis Pornographie. Die Suche nach dem idealen Einführungsbuch, das man verschenken, empfehlen und weitergeben kann geht also weiter. Gibts da draußen irgendwelche Tipps?

Die Traumnovelle - Arthur Schnitzler
Masterarbeits-Lektüre. Mal wieder Ehebruch. Diesmal in Wien, 1925. Fridolin und Albertine sind auf den ersten Blick glücklich verheiratet. Auf den zweiten Blick hingegen lauern erotische Wünsche, Träume und Sehnsüchte, die sie voneinander entfernen. Albertine hatte nie die Gelegenheit Erfahrungen zu sammeln, Fridolin nimmt sie sich immer noch. Eine Nacht lang irrt er durch Wien, wird mit seinem Unterbewusstsein konfrontiert, durchlebt verschiedene Episoden mit verschiedenen Frauen. Nie kommt es zum Äußersten, dennoch entfernt er sich innerlich immer weiter von Frau und Kind. Ganz nach Freud finden die Beiden wieder zusammen, nachdem sie sich dem Unterbewussten stellen und es auf die Ebene des Bewussten heben.
Der Plan für nächste Woche ist, es die ein oder andere Arbeitshypothese zu überprüfen und Sekundärliteratur zu wälzen, um mehr über Schnitzlers Leserführung herauszufinden.

1 Kommentar:

  1. Leider nicht meine Buchrichtung, also keine Tipps. Allerdings ein Lob für den schönen Beitrag. :-)
    Ich winke hinter meinem Berg Taschentücher aus England hervor.

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