Donnerstag, 27. April 2017

Brotstandard und Standardbrot


Vorgestern hat mich der Zeitungsjob zu einem Vortrag über Darmgesundheit und Ernährung geführt, in dem für ein paar kurze Momente mein aktuelles Brotbackfieber in akuter Gefahr war. Grundsätzlich wird ja von großen Mengen Getreide (die der Deutsche dank zweier Bortmahlzeiten so verdrückt) eher abgeraten, weil Getreide wohl aufgrund der Schalen nicht gut verdaut werden kann. In blühenden Farben wurden die schrecklichen Folgen von Parkinson bis zu MS geschildert und ich wurde immer kleiner auf meinem Sitz, bis zum erleichterten Aufatmen. Einzige Ausnahme ist angeblich selbst gebackenes Natursauerteigbrot, eben weil es so lange dauert und durch die langen Quell- und Garzeiten die Hüllen und schwer verdaulichen Stoffe abgebaut werden. Puh, Glück gehabt.


Denn nach wie vor ist die Brotback-Begeisterung ungebrochen und spätestens aller drei Tage wird hier frisches Brot aus dem Ofen gezogen. Dem voraus geht meist akribisches Durchforsten des Internets und die Suche nach dem neusten Rezept sowie anschließendes Bemuttern des Teiges. Stündliches Begutachten des Sauerteiges und fünfminütliche Spaziergänge zum Ofen, um das Aufgehen und Einreißen des Brotes zu beobachten sind leider nur wenig übertrieben. Und dann der beste Moment: Das krachende, frische Brot anschneiden (meist noch etwas zu warm, daher auch die Röllchen am Anschnitt), schnuppern, befühlen und probieren. Gutes Brot braucht nichts mehr als Butter, um mich in den Foodhimmel zu befördern und um Scheibe um Scheibe zu schrumpfen.
Der Brotstandard hat sich gewandelt. Sollte aus Zeitmangel doch einmal ein Bäckerbrot auf den Tisch kommen rümpfe ich inzwischen verächtlich die Nase. Meine sind besser. 


Als eines der am häufigsten gebackenen Brote hat sich sehr schnell dieses rustikale Bauernbrot nach einem Rezept des großartiges Plötzblog entwickelt. Es ist einfach in der Zubereitung, schmeckt hervorragend und hat wenig gemein mit dem labbrigen Brot, das man sonst so antrifft. Meist mache ich die doppelte Menge. Neulich habe ich eine gute Portion Kümmel zugegeben und es macht sich auch als Kümmelbrot hervorragend! 

Sauerteig (20 vor Weiterverarbeitung ansetzen und bei Raumtemperatur reifen lassen)
100 gr. Roggenvollkorn
50 gr. Roggen 1150
150 gr. Wasser
15 gr. Anstellgut

Hauptteig
Sauerteig (von oben)
200 gr. Roggen 1150
100 gr. Weizenmehl 1050
175 gr. Wasser
9 gr. Salz

Den Hauptteig fünf Minuten auf niedrigster Stufe und weitere zwei Minuten auf der nächsten Stufe zu einem Teig kneten lassen. 90 Minuten Teigruhe, nach 45 Minuten ausstoßen. Dann rundwirken und mit Schluss nah unten in gut bemehlte Gärkörbchen setzen. (Mir fällt jetzt erst auf, dass ich mit Schluss nach oben backe. Spannend, muss ich mal ausprobieren, ob Schluss nach unten etwas verändert.) Nochmals 45 Minuten Gare, dann 50 Minuten mit Dampf von 250 ℃ auf 220 ℃ fallend backen. 

Mittwoch, 19. April 2017

Blick heben!

Wie es sich für gute Arbeitnehmer gehört bin ich erstmal krank in Ferien und Mutterschutz gestartet. Geplant war ja eigentlich stricken, Eis essen und Terrasse. Stattdessen wurde es jetzt Schnee (ungelogen), Kräutertee und so massive Heiserkeit, dass Tippen aus mehreren Gründen eine gute Idee ist. Wie immer ist es ein bisschen komisch nach langer Zeit wieder zu schreiben, aber da müssen wir jetzt alle durch.  


Neben krank und Arbeit war einer der größten Zeitfresser der letzten Wochen der Geburtsvorbereitungskurs. Die ehemalige Babysittermama hat mich ganz erstaunt gefragt, warum ich mir das antue, sie wäre Amok gelaufen. In der Tat manchmal weiß man nicht, ob man lachen, weinen oder wegrennen möchte. Es gibt tatsächlich Frauen, die ihre Sätze mit "Als wir dann wussten, dass wir schwanger sind..." beginnen. Übrigens sind das auch die Frauen, die völlig ungeniert eine Familienpackung Essiggurken auspacken und während des Diaabends (jawohl liebe Leute, da wird die allermodernste Technik ausgepackt) wegsnacken. Den Naturwissenschaftler inspirierte das in der Pause übrigens zum Geständnis er habe das Schwangerschaftsklischee schlechthin - Essiggurke mit Nutella - ausprobiert. Wollt ihr raten, ob er es lecker fand?
Es wurden Ultraschallbilder rumgereicht, 14 Frauen saßen bauchreibend auf Bällen und wir haben "unsere Scheiden wie Seerosen erblühen" lassen. Kann man alles machen, kann man aber auch getrost drauf verzichten, wenn ihr mich fragt. Aber immerhin neues Lebensziel: Einmal im Leben die Coolness besitzen um in einem Raum voller Menschen zu spazieren und statt dem altmodischen "Hallo" sagen "Können wir heute was zu Hämorrhoiden machen? Mir tut der Po so weh."


Seit ich die neue Kamera habe und seit letzter Woche auch noch ein Tele ist kein Motiv mehr vor mir sicher. Ich mochte die Vorgängerin schon gern, aber die Bildqualität jetzt ist nochmal um ein vielfaches besser. (Alles andere wäre bei dem Preis auch enttäuschend *hust*) Wie gut, dass die Natur, bis ich das beste Motiv überhaupt (aka Baby) fertig produziert habe, in die Vollen geht und Blüten noch und nöcher sprießen lässt. Ich hab mich für heute mal auf Magnolie und Himmel beschränkt, aber seid hiermit vorgewarnt, da wartet noch einiges. Kann jemand zufällig gute Literatur/Kurse empfehlen, wenn man sich noch ein bisschen theoretischen Background aneignen möchte? Ich bin auch noch auf der Suche nach einer Kameratasche, die nicht instant Augenkrebs verursacht.


 A propos Empfehlungen: Ich nehme mit Kusshand auch Tipps für Leipzig entgegen. In eineinhalb Wochen wollen der Naturwissenschaftler und ich Konzertkarten fürs Gewandhausorchester einlösen und der Drumrum-Plan ist noch komplett offen.
Wenn ich schon im Fragenmodus bin. Wie hieß dieser Seilspringspruch eigentlich in unserer Kindheit? Ich habe in letzter Zeit berufsbedingt einige Zeit seilschwingend auf Pausenhöfen verbracht. Die Kinder heutzutage grölen dazu "Verliebt, verlobt, verheiratet geschieden, wie viele Kinder wirst du kriegen? 1 - 2 - 3 -4 usw.". Vielleicht trügt mich meine Erinnerung, aber ich bin recht sicher, dass Scheidung bei uns noch nicht Bestandteil war, oder? Und mal angenommen ich liege richtig, wie krass ist denn bitte dieser gesellschaftliche Wandel innerhalb von gerade mal 20 Jahren?