Montag, 6. November 2017

Kindheitsbücher


Meine ersten Erinnerungen an die Berte Brett Bücher liegen schon ganz schon weit zurück. Zu Grundschulzeiten, also vor ungefähr 20 Jahren (ojeoje), habe ich damit angefangen mich nach und nach durch die Jungmädchenbücher meiner Mama zu schmökern. Übrigens an dieser Stelle. Ist Jungmädchenbücher nicht ein tolles Wort? Bisschen wie Backfisch. Gefühlt gibt es heute weder das Wort noch die dementsprechende Literatur, oder?
In jedem Fall habe ich mich seither unzählige Male durch die alten Geschichten der norwegischen Autorin gelesen und die Sammlung noch nach und nach ergänzt. Neulich habe ich mal wieder angefangen und mich damit hochgradig selbst angefixt, sodass jetzt vermutlich einmal das ganze Regal von neuem durchgekaut wird.


Solltet ihr Interesse an einem tiefen Einblick in die 50er und 60er haben oder einfach nur eine gemütliche Stunde mit Buch und Tee auf dem Sofa verbringen wollen dann ist Berte Bratt genau das richtige für euch. Am Besten fangt ihr mit Anne an. Die Bücher gibt es haufenweise auf Ebay zu absoluten Schleuderpreisen und wenn ich mich nicht irre, dann gab es vor einiger Zeit sogar eine Neuauflage. Allerdings bekommt man vor allem bei der Anne-Trilogie immer furchtbar viel Lust zu stricken. Die Gute hat nämlich ständig irgendein Gestrick zwischen den Fingern und wenn nicht Wolle und Nadeln dann Papier und Stift, um neue Norwegermuster zu entwerfen.


Aber zum Inhalt: Anne ist ein junges, norwegisches Mädchen, dass von einem entlegenen Bauernhof in die Stadt kommt, um dort Abitur zu machen. Jeder Band umfasst etwa zwei Jahre und erzählt wie sie zwischen Budenleben, Büffeln und vor allem viel Stricken ihren Weg macht. Wie nebenbei angelt sie sich dann noch den begehrtesten Junggesellen der Stadt. Und obwohl sie eigentlich langweilig sein könnte so strebsam und redlich wie sie ist, mag ich sie sehr gern. Überhaupt sind mir im Grunde alle Figuren aus den Büchern sehr sympathisch.
Inzwischen lese ich auch nicht mehr nur die Geschichten sondern betrachte auch diese mir so fremde Welt, in der man noch über fließendes Wasser staunte, in der scheinbar ganz andere Werte galten und in der Nylon-Strümpfe das Nonplusultra waren. Und ganz nebenbei lerne ich so viel über das Frauenbild dieser Zeit und wundere mich immer wieder. Teilweise ist es geradezu haarsträubend altbacken und überholt und teilweise aber auch extrem modern. Gerade die Beziehung zwischen Anne und Jess (kennt sich irgendjemand mit Dänisch aus und kann mir einen Tipp geben, wie man den Namen ausspricht?) fand ich bei meinem Reread bemerkenswert. Nicht nur, dass sie im Grunde die meiste Zeit eine Fernbeziehung führen, sie schaffen es auch noch sich beruflich selbst zu verwirklichen ohne, dass einer auf der Strecke bleibt. 
Langer Rede kurzer Sinn: Lest Berte Bratt Bücher! Egal ob aus hobby-soziologischem Interesse oder einfach nur fürs Herz. Berte Bratt geht immer.