Donnerstag, 24. September 2015

Spätsommer ist Lesesommer


Der September war bislang ein guter Lesemonat - schöne Sachen und eine ausgewogene Mischung. Der innere Literaturwissenschaftler in mir steht nämlich in ständigem Kampf mit dem inneren Schundleser, der manchmal einfach nur sinnlose Schmonzetten mit Happy End und ähnlich anspruchsvolles Lese-Fast-Food haben möchte.

Well, zu Hjorth und Rosenfeldt muss ich glaub nicht mehr viel sagen. Ich hab ja neulich schon festgestellt, dass ich immer als Letzte auf einen Hype aufspringe. Dieser hier ist völlig gerechtfertigt, wie der um eigentlich alle skandinavischen Krimis. Das Team ist toll, Sebastian Bergmann ist toller, die Wendung am Ende des ersten Bandes ist obertoll. Und weil alles so toll ist, steht Der Mann, der kein Mörder war stellvertretend für die nachfolgenden Bände, die ich ebenso wie den ersten weginhaliert habe. 

Thomas Meyer und Motti Wolkenbruch habe ich hier schonmal vorgestellt.

Die Buddenbrooks sind halbe Unilektüre. Liegen schon seit Schulzeiten auf meinem Stapel, brauchten aber ein bisschen extrinsischen Lesedruck. Obwohl die Sprache ja an sich nicht schwer verständlich ist, im Gegenteil. Wenn man mal drin ist, macht das Buch aber einfach Freude, Figuren, Sprache, Beobachtungsgabe. Nicht umsonst ein Klassiker. Als Thomas Mann die Buddenbrooks geschrieben hat war er so alt wie ich jetzt - joa, bisschen Schaffensdruck obendrauf schadet bestimmt nicht.

Nachdem mich Tschick sehr begeistert hat, waren die Erwartungen an die Geschichte von Isa, die  in Bilder deiner großen Liebe ebenfalls ausbricht, durch die Gegend stromert und dabei die verschiedensten Menschen trifft, hoch. Leider unterscheidet sich dieser unveröffentlichte Roman ziemlich von seinem Vorgänger. Wilde Sprünge im logischen Aufbau, diverse Stellen, die mir zu schwer fassbar waren, zu nahe an Wahnvorstellungen. Die Kritik lobt übrigens genau das. Versöhnt haben mich kleine Stellen, kleine Zitat, Halbsätze, Dialoge, die in sich perfekt sind und Lesegänsehaut machen.

"Kenn ich nicht. Ist das da? Oder wo ist das?"
Ich muss weiterschlucken.
"Ist das eine Stadt"
"Das ist ein Planet"
"Verstehe. Und jetzt zu Besuch auf der Erde?"
"Kann man so sagen. Wie alle"

Die Raketenmänner sind eine Sammlung von kleinen Alltagsbeobachtungen aus dem Leben einer Reihe Männer, die lose miteinander verwoben sind. Über allem steht die Frage: "Bist du der geworden, der du sein wolltest?" Nüchtern, aber liebevoll geht Goosen mit seinen Figuren um, was mich vor allem in seinem Roman Sommerfest schon sehr begeistert hat. Die Stimmung ist melancholisch, aber nicht hoffnungslos, die Figuren scheitern teilweise aber verlieren nie. Schönes Buch. Manchmal schade, dass es nur Kurzgeschichten sind und man nicht länger am Leben der Einzelnen teilnehmen darf.

Zuletzt noch ein bisschen Masterarbeits-Lektüre. Betrogene Ehemänner sind gesucht und wie sie mit ihrem Verlust umgehen. Fontane ist da ganz dankbar. Effi Briest ist schon bearbeitet, jetzt ist Cecile dran. Weitere Tipps sind dennoch willkommen!?

Montag, 21. September 2015

Erste Matcha-Erfahrungen


Vor einiger Zeit habe ich von einer lieben Freundin (Danke C.) ein Card-Paket mit Tee, Knabbereinen und einem Brief bekommen. Einfach richtig tolle Post! Vor allem im Vergleich mit den sonstigen Rechnungen und Werbezetteln.
Darunter waren auch ein paar Beutel des Kräuter & Matcha Tees, der mir meine ersten Match-Erfahrungen bescherte und somit auch mein erstes Mal Herzrasen nach übermäßig viel Tee. Trotzdem musste eine Packung mit, als ich neulich im dm daran vorbeilief.
Vor allem auch durch den Ingwer schmeckt der Tee würzig, warm und erfrischend. Wirklich lecker und dazu noch ohne beigefügte Aromen, feine Sache.


Wie bei allen Trends bin ich als eine der letzen dran, aber immerhin erschließt sich mir der Hype inzwischen. Über kurz oder lang werd ich mir puren anschaffen müssen und Match-Muffins backen, ich sehs schon kommen.
Long story short: Schmeckt lecker und kann mir jemand guten puren Matcha empfehlen?

Donnerstag, 17. September 2015

Tierflauschigkeitscontest

Ich finde ja Flauschigkeit ein ziemliches gutes Feature bei Tieren. Sorry, liebe Schnecken, Schlangen und Fische.

Und am allertollsten sind die Tiere, die das bereitwillig zur Verfügung stellen, seien es schmusige Katzen oder alle Tiere, die Wolle abgeben. Dann kann gudrunella-Strickmädchen nämlich hergehen und sich Flauschigkeit zum anziehen machen.



Dementsprechende Begeisterungsstürme löste der Besuch dieser Mohairfarm hervor. Die Besitzerin selbst führt einen über den idyllisch gelegenen Hof mitten in der Normandie und erklärt die Mohairherstellung. 
Die kleinsten Ziegen werden noch mit der Flasche gefüttert und allesamt sind sie sehr zahm und kommen sofort, um ausgiebig unter dem Kinn gekrault zu werden. 
Neben der ausführlichen Beschmusung des Rohmaterials erklärt sie viel über andere Wolltiere (Gibts da einen richtigen Namen für?) und die Theorie der Weiterverarbeitung. So wird die Wolle - von Hand - in fünf Feinheitsgrade sortiert, flauschig, flauschiger, am flauschigsten. Im kleinen Hofladen endet der Rundgang dann.


Die Modelle sind wohl alle von ihr selbst designt und sie strickt dann nach individuellen Maßen - von Hand! Meine Strickmotivation hat vor lauter Begeisterung angesichts der Tatsache, dass es tatsächlich Menschen gibt, die es nicht nur auf eine halben Pullover pro Jahr bringen, erstmal einen Salto hingelegt. Natürlich hab ich es auch nicht geschafft ohne neue Wolle rauszulaufen. Zeig ich ein andermal, aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Mohair eh "nur" als Beilauffaden genutzt. Stay tuned...




Sonntag, 13. September 2015

Septembereinmachen

Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen
Kartoffelfeuer qualmt im Feld

aus: "Der September" von Erich Kästner

Einmachen vermittelt mir immer so ein Astrid-Lindgren-Gefühl. Alles ist gut, solange die Speisekammer voll ist und die Winter werden kuschlig geborgen voller Schnee und Pfefferkuchenduft. In diesem Fall wohl eher Knoblauchduft, ändert am Gefühl aber wenig.
Meine Lieblingseinmachinspiration und Esseninspiration überhaupt kommt ja von hier: grain de sel


Tatsächlich habe ich diese Möglichkeit Tomaten für den Winter einzumachen im letzten Jahr schon einmal ausprobiert. Mit einer kleinen Menge, die es leider nie ins Einmachglas geschafft hat, sondern auf dem Weg dahin als Brotaufstrich verloren ging.
Aus Erfahrung klug wurden, ob der eher kümmerlichen Ernte im Garten, die Marktstände abgegrast und die erbeuteten 8kg nach diesem Rezept bearbeitet.


Aus Faulheitsgründen habe ich aufs Häuten verzichtet und meine Tomaten nur in Hälften geschnitten und in die Form gefüllt. Dann großzügig mit Gewürzen, Salz, Pfeffer und selbstgemachtem Vanillezucker bestreut. Olivenöl mit Knoblauch vermengt, darüber geträufelt und mit Basilikumblättchen versehen. 


Nach einer Stunde riecht dann alles, wirklich alles, nach Knoblauch und Tomaten. Diese sollen in der Zwischenzeit am Rand dunkle Stellen haben. Dann nur noch pürieren und in Gläser einfüllen. Ich habe verschiedene Größen verwendet, so kann ich ja nach Mitessermenge, Rezept oder Appetit die passende Menge auswählen.


Dann bleibt nur noch zufrieden zurücklehnen und sich auf den kommenden Winter freuen.

Donnerstag, 10. September 2015

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse





Knapp 270 Seiten für 12,00€.
Inclusive Jiddisch-Glossar und Matzenknödel-Rezept
2012 erschienen, seit 2014 bei Diogenes
Bild: http://www.thomasmeyer.ch






Die Geschichte:
Die Hauptfigur, eine junger orthodoxer Jude, Mordechai Wolkenbruch, genannt Motti, soll verheiratet werden. Um dieses Ziel zu erreichen präsentiert ihm seine Mutter, die "mame", eine Anzahl von Kandidatinnen, die ihm aufgrund der enormen Ähnlichkeit zur mame aber alle überhaupt nicht zusagen. Er verliebt sich stattdessen in eine Kommilitonin und ihren ganz und gar unjüdischen Po.

Der mame, die Mittelpunkt der Familie ist und deren Anweisungen bestimmend sind, gefällt das gar nicht. Doch Motti hinterfragt bereits sein bisheriges Leben, die festen Regeln seiner Familie und Religion und fängt an sich von diesen zunehmend zu emanzipieren. Seine Selbstfindung führt ihn von Zürich bis nach Israel begleitet von Yoga, Brillengestellen, koscherem Gebäck und Tarotkarten.


Mein Eindruck:
Während des Lesens hat mir das Buch komischerweise besser gefallen, als im Nachhinein. Inzwischen ärgert mich Motti teilweise und erscheint mir zu naiv und unreflektiert in seinem Handeln. Währenddessen macht das Buch aber vor allem Spaß, denn ein großer Pluspunkt der Emanzipationsgeschichte von Thomas Meyer liegt in dem feinen Humor.
"Mein tate verkauft den Zürcher jidn Versicherungen. Der Satz "Man weiß ja nie!" war dabei sein liebstes Verkaufsargument. Und auch das überzeugendste, hatte er es doch mit Leuten zu tun, deren Vorfahren von einem tog auf den anderen erst nicht mehr mit der Straßenbahn reisen durften und schpejter nur noch im Güterwaggon."
Eine besondere Qualität des Buches ist das Gefühl der Zeitlosigkeit. Über eine ganze Weile meines Leseprozesses konnte ich nicht recht einschätzen, ob das Buch jetzt spielt oder vor 50 Jahren. Die jüdische Kultur mit ihren jahrhundertealten Regeln wirkt vor allem zu Beginn sehr unberührt vom aktuellen Tagesgeschehen.

Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat die Sprache, denn Thomas Meyer hat auf jiddisch geschrieben. Es ist dem Deutschen ja sehr nahe und die Anmerkung unverständliches zu Beginn laut zu lesen hilft in vielen Fällen tatsächlich weiter (Einen wahren Aha-Moment hatte ich beim nostichl - Nasentüchlein - Taschentuch). Mitleser haben zwar schon größere Schwierigkeiten verkündet; ich hatte weniger Probleme mich einzufinden und fand im Gegenteil, dass die Sprache einen nicht großen Teil des Charmes des Buches ausmacht.

Vor allem beim Lautlesen des ein oder anderen Wortes kam mir oft dieser Artikel, der Big-Bang-Theory-Schauspielerin Mayim Bialik in den Sinn. Ihre Muttersprache ist jiddisch und ihre Gedanken sind wirklich spannend und zur Ergänzung nur zu empfehlen.

Samstag, 5. September 2015

Port-en-Bessin-Huppain

Mitten im Département Calvados, das tatsächlich an allen Ecken und Enden mit Calvadosverkäufen aufwartet (und verdächtig schlingernden Traktorfahrern) liegt Port-En-Bessin-Huppain. Hinter dem pompösen Namen verbirgt sich ein kleines 2000-Seelen-Örtchen, dessen der Dreh-und Angelpunkt der Hafen ist.



Drumherum sammeln sich kleine Cafés, pittoreske Gässchen und nach ein paar Metern hügelaufwärts    die perfekten Sonntagsspaziergangsstrecken. Wenn man sich vom Ausblick über die Stadt einmal losgerissen hat führt ein einsamer Trampfelpfad über dem Meer entlang.
Wenn unter der steilabfallenden Küste das Meer braust und tief unten die Gischt spritzt, wenn darüber kreischende Möwen kreisen und sich wilde Brombeerhecken mit Feld, Wiesen und Heidelandschaft abwechseln kann einem angesichts soviel Idylle schon mal besonders beschwingt ums Urlauberherz werden.



Erst nach ein paar Tagen der Eingewöhnung, nach dem ersten Sonnenbrand auf der Nase und wenn man sich nicht mehr einbildet, dem Wind mit einer Frisur begegnen zu wollen, offenbart sich, dass das Leben mit dem Meer mehr ist als Urlauberunterhaltung.
Die Gezeiten bestimmen das Leben der Einwohner. Seien es die Berufsfischer, die nachts um drei anfangen zu arbeiten, um mit der Flut auszulaufen oder sei es die große Tafel in der örtlichen Kirche, auf der die Namen derer stehen, die nicht mehr zurückkamen.



Merke: Flachlandpomeranzen sollten nicht zu konzentriert auf schaukelnde Schiffe schauen, wenn sie davon schon seekrank werden und es tut ihnen ganz gut, wenn ihr romantisch-verklärtes Bild des maritimen Lebens ab und an mal mit ein paar Tatsachen  konfrontiert wird. Weil schön bleibt es trotzdem!

Mittwoch, 2. September 2015

Vegan Wednesday

Schon seit seinen Beginnen lese ich den vegan wednesday mit, lasse mich inspirieren, linse neugierig in fremde Kochtöpfe und freue mich, heute mit dabei zu sein und hier meinen Beitrag einzureichen.
Ich ernähre mich nicht konsequent vegan, freue mich aber immer, wenn ich ohne Ersatzprodukte auskomme und Gerichte entstehen, die einfach so vegan sind. Noch herrscht auf meinen Tellern Sommer, die letzten Früchte und Gurken des Gartens wollen geerntet und genossen werden. Diese Vielfalt wird nochmal in vollen Zügen ausgekostet.


Begonnen hat der Tag mit viel Grüntee, Mandeln und eingeweichten Chiasamen unter gelber Melone, Nektarine und Kiwi. Ebenso bunt wie lecker.


Mittags wurde Polenta mit einigen Tomatensauceresten versehen und dazu Gemüse und rechts Gurkensalat mit Sesam.


Den veganen Karottenkuchen habe ich tags zuvor mit einer Freundin gebacken. Dazu viel Obst und nochmal Tee damit der Nachmittag nicht zu lang wird.


Der Abend war ein wahres Rohkostfest. Zu den gefüllten Weinblättern gab es Karottensalat und Rote-Beete-Apfel-Salat. Auf dem Brot ist ein selbstgemachter Linsenaufstrich.