Montag, 25. Januar 2016

Alltagsschnipsel im Januar


Der Januar ist in meiner Familie und in meinem Freundeskreis der Geburtstagsmonat schlechthin. Um Januaralltag anschaulich zu demonstrieren, würden eigentlich Bilder von Kaffeetafeln, vielen Glückwunschkarten und regelmäßigen Paket-Gängen zur Post ausreichen. Ein Glück, dass die Zeitung ein sehr faschingsaffines Lesergebiet hat und so für den ein oder anderen Aufreger sorgt. So geschehen am Wochenende, beim Umzug, dessen größter Vorteil die ganze Seite war, die daraus entstand. 
Faschingsvorurteile hin oder her, solange sich die Menschen nur gepflegt betrinken, fragwürdige Outfits zu noch fragwürdiger Musik tragen bin ich pflegeleicht. Vermummte Hexen auf Umzügen, die deutlich ablehnende Mimik und Gestik völlig ignorieren, umarmen, Haare verwuscheln und Unmengen Konfetti bis in die Haarwurzel einmassieren hingegen sind dann doch sehr weit außerhalb der Komfortzone. Kurz gesagt: Fasching hin oder her, möchte ich selbst entscheiden, wer mich anfasst und komplett maskiert ist das per se indiskutabel.


Sehr viel schöner sind die ganzen Neujahrsempfänge, die im Januar stattfinden. Darunter der Frauenneujahrsempfang, der für nachhaltige Begeisterung im Hause gudrunella sorgte. Feminismus findet nicht nur in Berlin und im Internet statt, wie ich ignorant vorher vermutet hatte, sondern tatsächlich auch in baden-württembergischen Kleinstädten. Da wird Antje Schrupp zitiert, völlig selbstverständlich mit Begriffen wie "Patriarchat" oder "normativer Heterosexualität" jongliert und kluge, witzige und schöne Frauen halten tolle Vorträge, haben fundierte Meinungen und Ideen,
Etwas, das ich sonst vor allem im Netz finde oder zum Beispiel im von mir hochgeschätzten lila Podcast, den ich jedem nur empfehlen kann. Zwei der Podcasterinnen haben auch im Buch "Wir Alphamädchen" mitgeschrieben. Dementsprechend stand das Buch schon lange auf der imaginären Liste und umso trauriger ist es, dass ich inhaltlich zwar in 90% der Aussagen völlig mit den Autorinnen übereinstimme, aber Stil und Sprache das Lesevergnügen erheblich verringern. "Wir" und "Mädchen" aus dem Titel wurden leider etwas sehr wörtlich genommen und die Krankenschwesteransprache "Wir Frauen wollen, Wir Frauen dies, Wir Frauen das" nervt spätestens nach einer halben Seite nur noch. Dazu bald noch mal mehr und ausführlicher.
Nach dem Neujahrsempfang der Frauen ging es übrigens direkt weiter zu dem der Landfrauen. Kontrastprogramm par excellence. Von einer tollen A Capella-Kombo, die mir hiermit einen ausgewachsenen Ohrwurm beschehrt hat zum Mundharmonika-Orchester der Landfrauen, das tapfer und schrill gegen das Playback anpustet. :)


Ganz und gar unalltäglich hingegen ist dieser Blumenstrauß, der tapfer gegen das Nebelgrau vor dem Fenster anleuchtet. Ein sehr überraschendes Geschenk und Zeichen einer Galanterie, von der ich dachte, sie sei mit den schwarz-weißen Filmen ausgestorben. Instantly war ich in Grace Kelly, Katherine Hepburn und Ginger Rogers in einer Person, wünschte mich in ein schwingendes Kleid, mit einem perfekt aufgetragenen Lippenstift und elegante Schuhe statt unterwegs mit einer unförmigen Arbeitstasche und ausgewaschener Jeans. 
Ideale Gelegenheit mal wieder einen Cary Grant Film herauszukramen und gegen das nasskalte Grau  und Grau anzuschmachten.

Zu guter Letzt noch zwei schöne Links:
Saša Stanišić, dessen "Wie der Soldat das Grammophon reparierte" gerade auf meinem Nachttisch-Bücherstapel liegt sagt sehr schöne Dinge und zitiert kluge Menschen: 

Bilder aus der Sicht von Schauspielern, prachtvolle Zuschauerräume und mein neues Desktopbild: 

1 Kommentar:

  1. Oh, schreib mir doch mal ueber Direktmedien was es mit dem Blumenstrauss auf sich hat. Klingt interessant. :-)
    Die Englandreisende

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