Dienstag, 12. Januar 2016

Alles über Sally

In der Masterabeit geht es um Ehebruch, das stand mit als erstes fest. Inzwischen stehen auch die Werke von Fontane, von Keyserling und Schnitzler fest. Noch in der wilden Findungsphase hab ich dieses Buch gelesen, das also schon seit Ewigkeiten auf seine Rezension wartet. 2011 ist Alles über Sally erschienen, passt also leider nicht in die zu beobachtende Zeit. Trotzdem ein schönes Buch über Liebe, Ehe und Ehebruch


Das Paar, Alfred und Sally, ist lange verheiratet. Sie leben in Wien mit Kindern, Haus, Alltag und den Tücken des gemeinsamen Älterwerdens. Man begleitet sie im Urlaub, im Alltag und in einer ausführlichen Rückblende in der Phase der ersten Verliebtheit.
Wenn diese platte Wahrheit stimmt, dass in Beziehungen immer einer mehr, intensiver und beständiger liebt als der andere, ist das in diesem Fall Alfred. Einmal für Sally entschieden ist er fest und unumstößlich in seinen Gefühlen. Sally hingegen durchlebt ein emotionales Auf und Ab, sie ist zu wendig, zu begierig aufs Leben und zu unruhig, um in Monogamie zu verweilen. Sie betrügt Alfred, manchmal auch sich selbst. "Dabei wäre ich wie geschaffen für ein sorgloses Leben", seufzt sei einmal. Eine lakonische Frau, fest im Leben, witzig, schonungslos, realistisch.

Insgesamt ist sie mir oft sympathischer als Alfred, der sich in seinen Gewohnheiten fest eingerichtet hat, seine Absonderlichkeiten pflegt und mit seiner Gesundheit kämpft.
Ihnen gegenüber steht ein befreundetes Ehepaar; Nadja und Erik. Ein Gegenentwurf, ein Spiegelbild, eine Reibungsfläche, der Ort für schamlose Flirts, für Heimlichkeiten.


Geiger schildert das sehr klug, in einem schönen Tempo und vor allem einer angenehme leichten Stimmung. "Heute ist das Leben besser als sein Ruf", schreibt er einmal. Manchmal auch der Ehebruch. Eine trotz allem große Liebe, eine moderne Beziehung und ein schöner Roman.

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