Dienstag, 8. März 2016

Brot und Rosen

Heute ist also Weltfrauentag - Brot und Rosen forderten einst die Gewerkschaftlerinnen und meinten damit, dass mehr als nur ein gerechter Lohn notwendig ist. Ich habe heute Rosen gekauft und das Wochenende Revue passieren lassen, das die Frage ob und warum es diesen Tag (noch) braucht ziemlich eindeutig beantwortet.


Das mittelgroße Kaff, für dessen Zeitung ich schreibe, hat bereits am Wochenende mit Veranstaltungen begonnen.
Also stand ich pünktlich und mit großen Erwartungen am frühen Samstagmorgen im immerhin zweitgrößten Veranstaltungsraum der Stadt. Nur eine Stunde später bin ich, sehr desillusioniert, wieder von dannen gezogen. Vielleicht ist es einfach Pech Termine zu bekommen,  deren Themen einem am Herzen liegen und man kann unter diesen Bedingungen nur enttäuscht werden. Oder aber, und das erscheint mir wahrscheinlicher: Die Veranstaltung war tatsächlich schlecht. 
Insgesamt vier Gruppen stellten sich vor, darunter auch der Deutsche Hausfrauenbund, der über die Hälfte der Ausstellungsfläche einen Flohmarkt veranstaltete und sein Engagement zur Stärkung der Hausfrauenrechte bekannte.  
Die Dachorganisation brachte aus dreierlei Farben gebastelte Papier-Blumen unter die Menge, auf deren Blätter die nächsten Sitzungstermine versammelt waren und eine dritte Gruppierung verkaufte Kaffee und Kuchen. 
Schon auf dem Weg aus dem Gebäude schrieb ich an Freundinnen: "Man hätte so tolle Sachen organisieren können, Vorträge, Kurse, alles mögliche. Stattdessen basteln, shoppen und Kaffeeklatsch. Traurig, dass ausgerechnet an diesem Tag nochmal alle Klischees bedient werden."

Abends fand (ohne Bezug zum Weltfrauentag) der traurige Abgesang statt.
Ein schwäbischer Kabarettabend nach Hausfrauenart hieß es. Gefühlt war Mario Barth in eine schwäbische Hausfrau gesteckt worden. Klingt minimal anders, ist aber unterm Strich ein und derselbe Unsinn.
Alle Frauen quasseln die ganze Zeit ohne Punkt und Komme, lästern über die Verwandt- und Bekanntschaft, gehen gemeinsam auf Klo und im Zweifelsfall lieben sie Inneneinrichtung und stellen alles voller Nippes, Deckchen und Duftkerzen ("Isch die Hütte noch so kloi, bissel Kruscht passt immer nei.")
Am schlimmsten: Die gesamte Halle brüllt vor Lachen, ist ja schließlich alles "so aus dem Leben gegriffen."


Gut, dass heute Weltfrauentag ist. Gut, dass an der ein oder anderen Stelle nochmal das Augenmerk darauf gelegt wird, dass eben nicht alle Frauen immer gleich sind und alles Männer immer so und so. Gut, dass Alltagssexismus, Feminismus, Gewalt gegen Frauen, Gleichberechtigung und und und nochmal genauer betrachtet werden. 

Wer noch weiterlesen möchte kann zum Beispiel hier oder hier noch fündig werden. Einen schönen Link zum Thema rape-culture und alleine reisen hat mir neulich eine Freundin geschickt. Hier entlang.
Die Dauer-Empfehlung für den Lila Podcast kann gar nicht oft genug wiederholt werden. Weltgeschehen und Debatten werden aus feministischer Sicht besprochen - unaufgeregt, reflektiert und fundiert hat mir dieser Podcast viel beigebracht.

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